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Däitschland

"Dicke Bretter bohren in Berlin"

Zwei Stimmen haben die Wähler am Sonntag bei der Bundestagswahl: Eine, um eine bestimmte Partei zu stärken, und eine, um einen Direktkandidaten aus ihrem Wahlkreis zu wählen. Die Region Trier ist seit 16 Jahren von CDU-Politikern in Berlin vertreten. SPD und die Grünen hoffen, dass sich das bei dieser Wahl ändert. Christina Heidt hat mit den Direktkandidaten der drei Parteien gesprochen - hauptsächlich über das Hauptproblem der Grenzregion: die Mobilität.

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4 min

Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

"Wie komme ich denn von Trier, von Konz nach Luxemburg, wie komme ich aber auch gut nach Paris? Da hängt ja alles miteinander zusammen. Deshalb ist Verkehr ein wichtiges Thema, wo wir nicht nur in Bahn, sondern auch in neue Wege investieren müssen", sagt SPD-Kandidatin Verena Hubertz. Doch - wie diese Lösung für das tägliche Verkehrsproblem vieler Pendler aussehen soll - darüber scheiden sich die Geister.

Für Andreas Steier, seit vier Jahren Direktkandidat der CDU für den Wahlkreis Trier im Bundestag und früher selbst Luxemburg-Pendler ist die Sache einfach. Der sogenannte Moselaufstieg, ein Projekt aus den 80er Jahren, soll endlich gebaut werden. Eine sechs Kilometer lange Verkehrstrasse, die die Mosel bei Konz mit der Autobahn Richtung Luxemburg verbindet - mitten durch ein Waldgebiet.

Das Projekt hätte man laut Steier schon 2001 fertigstellen können, die Pläne hätte es zu dem Zeitpunkt bereits gegeben. "Damals wurde es von der Finanzierung von rot-grün im Bund abgestuft, jetzt haben wir es wieder in der Finanzierung drin, das heißt, der Bund sagt, die Finanzierung steht. Jetzt geht es darum, die Planung wieder soweit voranzutreiben, dass wir einen Planfeststellungbeschluss hinbekommen."

Andreas Steier, CDU - (c) Tobias Koch

Dafür ist das Land Rheinland-Pfalz jetzt zuständig. Doch was wird aus dem 60 Millionen-Projekt Moselaufstieg? Die CDU sieht es weiterhin als die Lösung vieler Verkehrsprobleme rund um Trier und Richtung Luxemburg an. Um damit die Fahrtzeiten zu verkürzen, die Verkehrsbelastung zu senken, die umliegenden Orte zu entlasten. Eine Verkehrsstudie, die diesen Sommer vorgestellt wurde, untermauert dies. Doch für die Grünen bleibt das Projekt ein No-Go. Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer, Direktkandidatin ihrer Partei aus dem Wahlkreis Trier, sagt: Neue Straßen können in Zeiten des Klimanotstandes nicht die Lösung der Verkehrsprobleme sein.

Corinna Rüffer, Bündnis 90/Die Grünen - (c) Yaph Trier

Grüne und SPD: Projet ist nicht mehr zeitgemäß

Neue Strassenbauten würden nur mehr Verkehr anziehen, meint Rüffer. Deshalb sollte man ihrer Meinung nach den Gütertransport vermehrt auf die Schiene verlegen und eine Alternative zum Individualverkehr anbieten. "Und wir wissen ja auch alle, dass wenn man mit einer Studie ein Ziel verfolgt, einen lange gehegten Plan umzusetzen, dann sind die Ergebnisse auch so, wie man das gerne hätte."

Auch Verena Hubertz von der SPD empfindet den Moselaufstieg als nicht mehr zeitgmäß, weil er zuviel Wald zerstört. Sie hat im Wahlkampf mit vielen Menschen über einen schon älteren Vorschlag ihrer Partei gesprochen, der die Anbindung an Luxemburg verbessern soll. Die sogenannten zwei-Brücken-Tunnel Lösung über die Mosel, die Sauer und dann hoch zur Autobahn. Bereits vor zehn Jahren habe ihre Partei darüber mit den Parteikollegen aus Luxemburg diskutiert.

"Aber, dadurch, dass dieser Verkehrswegeplan immer den Moselaufstieg priorisiert hat, wurden andere Projekte nie wirklich weiter verfolgt. Und das ist so schade. 50 Jahre sind ins Land gegangen und es wurde nicht besser, sondern immer angespannter, die Verkehrssituation, weil man einfach keine Lösung gefunden hat."

Alternativen lassen auf sich warten

Eine tragbare Lösung sieht Grünen-Kandidatin Corinna Rüffer sowieso nur in mehr Bussen und Bahnen. Doch auf der Schiene hakt es ebenfalls. Die sogenannte Weststrecke von Wittlich über Trier-West nach Luxemburg sollte eigentlich in diesem Jahr für den Personenverkehr reaktiviert werden. Jetzt ist Ende 2024 angepeilt. Verena Hubertz von der SPD will, dass der Bund stärker bei der Finanzierung hilft, um das Projekt schneller umzusetzen - und dass Trier endlich wieder an den Fernverkehr der Bahn angebunden wird. Auch CDU-Kandidat Andreas Steier will eine bessere Zuganbindung der Grenzregion. Und setzt sich für eine Direktverbindung nach Frankfurt über den Hunsrück ein. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Verena Hubertz, SPD - (c) Annika Krüger

Es ist nicht immer einfach, in Berlin Gehör für grenzüberschreitende Themen zu finden, sagt Andreas Steier. Eine Erfahrung, die er auch während der Grenzschliessungen in der Corona-Pandemie machen musste.

"Man merkt schon, ok, dass Luxemburg in Berlin doch eher ein Randthema ist. Da muss man schon dicke Bretter bohren in Berlin."