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/ Eng nei Diskussioun ëm d'EU

Eng Europäesch Republik

Eng nei Diskussioun ëm d'EU

"D'Europäesch Republik soll net e Staat vun den Natiounen, mee vun de Biergerinnen a Bierger, et soll den éischte Schrëtt um Wee zu der globaler Demokratie sinn", heescht et am Opruff vum Robert Menasse, der Ulrike Guérot an dem Milo Rau. Den 10. November gouf op d'Initiativ vun den dräi Intellektuellen déi europäesch Republik ausgeruff. Wat stécht dohannert? Wat sinn dem Robert Menasse seng Visioune vun engem vereenten Europa?

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6 min

De Robert Menasse am Joer 2017. Foto: picture alliance / Arne Dedert/dpa

"Wir sollten versuchen eine Vision anzubieten in einem künstlerischen Akt, denn wir sind ja keine Politiker.", seet de Robert Menasse, an dës Visioun huet den éisträichesche Schrëftsteller an Essayist zesumme mat der Politikwëssenschaftlerin Ulrike Guérot an dem Theaterregisseur Milo Rau an hirem europawäitem Ausruff vun der europäesche Republik den 10. November 2018 ugebueden.

D'Republik gouf ausgeruff

Genee op den 100. Gebuertsdag vum Enn vum Éischte Weltkrich ass op méi wéi 250 ëffentleche Plazen an enger theatralescher Aktioun déi europäesch Republik deklaréiert ginn. Grouss a kleng Theaterhaiser hate sech dësem Projet, deen ënner dem Numm "European balcony project" gelaf ass, ugeschloss.

"Wir leben in einer Zeit, vor allem europapolitisch, von multiplen Krisen und wir bewegen uns in diesen Krisen vollkommen im Kreis und kommen überhaupt nicht raus und machen nur ein Krisenmanagement gerade so weit, dass nicht alles zusammenbricht."

A fir datt net alles soll zesummebriechen, misst d'Diskussioun iwwer d'EU an dräi Punkten nei beluecht ginn:

"Erstens, Wir müssen daran erinnern, was die Idee war, weil das ist weitgehend vergessen. Wir müssen, zweitens, den Status quo kritisieren, weil es ist evident, dass er nicht funktioniert. Und wir müssen drittens, eine Perspektive anbieten, einen Weg voran, eine Vision, weil wenn wir keine Vorstellung davon haben, wohin wir gehen wollen, können wir nicht mal einen einzigen Schritt machen, das ist ja genau die Situation heute. Und dann ist diese Idee entstanden, dass wir sozusagen ein ganz konkretes Modell eines demokratischen geeinten Europas proklamieren: die europäische Republik."

Brexit: Keng Gefor fir d'EU

De Brexit mécht dem Robert Menasse net vill Suergen. Et wier e Problem fir déi britesch Ekonomie an déi jonk Generatioun wier ëm hir Liewens- an Zukunftschancë bedru ginn. Fir d'EU wier de Brexit keng gréisser Katastroph, egal wéi dëse Brexit ausgesäit.

Et wier da just ee Member fort, dee wéi keen anere just egoisteschen Eegesënn gewisen hätt a permanent Ausnamen an Extrawurschte verlaangt huet. Am Fong geholl hätte si just um Maart participéiert a villes blockéiert:

"Das Zweite ist, dass durch das Chaos und durch die riesigen Probleme, die für Grossbritannien jetzt entstanden sind, auf einmal alle Nationalisten in den anderen Staaten, die oft von Austrittsreferenden geträumt haben, sehr still geworden sind in dieser Frage. Also, wir sehen das zum Beispiel auch in Österreich, die Zahl derer, die ein Referendum oder überhaupt ein Austritt wollten, den sogenannten Öxit, hat sich mehr oder weniger halbiert."

National Tendenze sinn eng Gefor

Als Gefor gesäit de Robert Menasse déi momentan Renationaliséierungstendenzen, déi sech mëttlerweil a verschiddene Memberstaaten kloer weisen. Doduerch, datt se net méi vun Austrëtt aus der EU a vun nationaler Souveränitéit dreemen, wier dat neit Konzept vun den Nationalisten a Rietspopulisten d'EU vu bannen ze zerstéieren. Dofir wier d'Aart a Weis vun Diskussiounen iwwer Zukunftsperspektive vu grousser Bedeitung.

Opgrond vun de Widderspréch am System vun der EU géifen och d'Parteien aus der Mëtt politesch nationalistesch Signaler senden, sou de Robert Menasse:

"Natürlich versprechen sie jetzt alle eine nationale Interessenvertretung, was immer nationale Interessen sind, d. h. der Nationalismus kommt nicht nur von ganz rechts, er kommt aus der Mitte. Aber aus der Mitte kommt er aus systemischen Gründen, die höchste Entscheidungsgewalt in der EU hat der Rat. Die fliegen nach Brüssel und müssen die Fiktion aufrechthalten, dass sie nationale Interessen vertreten, sie sollen Einstimmigkeit herstellen bei Gemeinschaftbeschlüssen. Irgendeiner hat immer aus irgend einem nationalen Grund, aus nationalem Eigensinn etwas dagegen. Auf diese Weise kommen nicht die wichtigen Entscheidungen zustande, deswegen funktioniert es nicht. Und dann fliegen sie nach Hause und sagen, ihr seht, die EU funktioniert nicht, so als wäre das wer ganz andere und nicht sie selbst. Ihr seht, die EU funkioniert nicht, wir müssen nationale Lösungen finden, aber nationale Lösungen können die grossen Herausforderungen vor denen wir stehen, ob das jetzt Migration ist, ob das jetzt Klimawandel ist, ob das Sicherheit ist, können nationale Lösungen nicht mehr funktionieren, auf diese Weise funktioniert gar nichts."

A genee dat misst elo oppen diskutéiert ginn, genee dat ass den Hannergrond vun der Deklaratioun vun der europäescher Republik. Si wéilten elo en Debat iwwer eng vernënfteg Opstellung vun der EU opstellen an dat esou, datt Gemeinschaftsdecisiounen am Sënn vum europäeschen allgemenge Wuelbefanne geholl ginn an datt se besser demokratesch legitiméiert sinn:

"Wenn z. B. die Kanzlerin eines grossen Mitgliedstaates etwas will, oder der Finanzminister eines grossen und politisch einflussreichen Mitgliedstaates, dann setzt sich das eher durch, als wenn das einer will von Malta oder Zypern und damit ist auch etwas anderes angesprochen: Die EU hat den Gleichheitsgrundsatz noch nicht verwirklicht, welches heisst Gleichheit vor dem Recht. Wir dürfen uns alle in der ganzen EU europäische Bürgerinnen und Bürger nennen. Aber der Sinn des Begriffs Bürger, nämlich Gleichheit vor dem Recht ist nicht erfüllt. Weil je nachdem wo ich zur Welt gekommen bin in Europa und wo ich lebe, habe ich verschieden guten Zugang zu Bildungsinstitutionen, ich habe verschieden gute Gesundheitsvorsorge oder Gesundheitssystem, ich kriege verschieden hohen Lohn für gleiche Arbeit, in einer Fabrik oder als Taxifahrer oder Lehrer, ganz egal, ich habe verschieden gute Altersabsicherung, zahle verschieden hohe Steuer, je nachdem in welchem Land ich bin, d. h. wir haben den Gleichheitsgrundsatz für die europäischen Bürgerinnen und Bürger noch nicht erfüllt. Und das ist ja auch eine Voraussetzung, die eigentlich antidemokratisch ist. Demokratie setzt die Gleichheit der Bürger und Bürgerinnen in der politischen Partizipation voraus."