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Seismograph

Außerirdischer Besuch

Das Thema Aliens und UFOs ist seit diesem Sommer wieder sehr präsent ist in den Medien. Das hat mit der Veröffentlichung eines Berichts des Pentagons im Juni zu tun. Aber warum fasziniert uns die Vorstellung außerirdischer Besucher auch noch heute?

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3 min

Der Philosoph Lukas Held. Foto: Archiv

Das Thema Aliens und UFOs ist seit diesem Sommer wieder sehr präsent in den Medien. Das hat mit der Veröffentlichung eines Berichts des Pentagons im Juni zu tun. In diesem Bericht werden Sichtungen von unbekannten Flugobjekten durch amerikanische Kampfflieger der US Navy beschrieben.

Das Flugverhalten und die Bewegungen dieser Objekte, die auch gefilmt wurden (die Videos stehen online), sprengen den Rahmen des physikalisch Möglichen und können nicht erklärt werden. Die amerikanische Sicherheitsbehörde findet in ihrem Bericht zwar keine Beweise dafür, dass diese Flugobjekte außerirdischen Ursprungs sind, kann aber auch nicht erklären, worum es sich dabei handelt und zeigt sich dementsprechend besorgt.

Außerirdisches Heilsversprechen

Das ist noch kein definitiver Beweis für die Existenz der Aliens. Es ist nicht rational, schwer Verständliches und offensichtlich Unerklärliches einfach mit dem Verweis auf Außerirdische zu erklären. Es ist immer wahrscheinlicher, dass etwas irdischen als außerirdischen Ursprungs ist. Nun ist es statistisch wahrscheinlich, dass wir nicht allein sind, aber angesichts der Größe des Universums und der Kürze des menschlichen Lebens unrealistisch, dass wir je etwas davon mitkriegen werden - und dennoch sind wir fasziniert von der Vorstellung, dass es da draußen intelligentes Leben geben könnte, das uns besuchen will.

Hinter dieser Vorstellung steht immer auch die quasi-religiöse Hoffnung, dass da mehr ist, als nur unser irdisches Leben, dass es vielleicht einen Plan gibt, etwas Größeres, ein Big Picture, das unserer Existenz einen tieferen Sinn geben könnte. In einer säkularisierten Welt kann das Heil eigentlich nur noch von außerirdischen Besuchern kommen.

Tatsächlich kommt das Thema auch häufig in der Philosophie vor, z.B. in der Antike bei Lukian und Plutarch, und in der Aufklärungszeit bei Voltaire und bei Fontenelle. Interessantes dazu steht auch bei Immanuel Kant, der sich in seinen Schriften erstaunlich oft mit Außerirdischen befasst. Sie dienen ihm - wie auch den anderen Aufklärern - als eine Art fiktiver Vergleichspunkt, von dem aus sich der moralische Fortschritt des Menschengeschlechts bemessen ließe; eine Art äußerer Blickpunkt, von dem aus man den Menschen und sein Tun adäquat beschreiben könnte.

Der enge Planet

Man könnte sich nun fragen, warum uns diese Vorstellung auch heute noch so fasziniert. Mit diesen vermeintlichen Besuchen gibt es auf einmal ein Draußen das in unsere Reichweite rückt, wenn auch nur in unserer Vorstellungskraft. Das Gebiet menschlichen Lebens wird durch dieses mögliche Draußen irgendwie vergrößert. Und das in einer Zeit, in der unser Planet auf einmal sehr eng wirkt. Schließlich haben diesen Sommer auch wir in Mitteleuropa die dramatischen und tödlichen Folgen der menschgemachten Klimakrise erlebt.

Wir Bewohner der gemäßigten Klimazonen waren bisher der Meinung, dass wir einigermaßen geschützt seien vor dem wirren Wetter, dass wir hier nicht in jene Extreme fallen, die wir wöchentlich in Form von Waldbränden, Hurrikans und Blizzards im Fernsehen verfolgten. Wir wissen nun, dass das eine Illusion ist. Ein aus der Bahn geworfenes Klima betrifft uns nämlich alle, überall, und es gibt keinen Fluchtort, um sich davor zu schützen. Vielleicht stoßen die vermeintlichen Alien-Besuche eben deshalb auf so großes Interesse, weil wir merken, dass unser Planet zu eng wird.

Die Superreichen vom Stil Musk und Bezos flüchten auf die Weltmeere in gigantischen Yachten und Segelbooten. Oder sie verlassen einfach die Erde, was man ja jetzt gegen viel Geld als Privatmann tun kann. Der Raumfahrtourismus bedient eben dieses neue Bedürfnis, den engen Planeten zu verlassen - und sei es auch nur für einen kurzen Moment. Unterdessen müssen wir hier unten weiter darauf hoffen, dass die Aliens uns retten. Anscheinend kriegen wir es selbst nicht hin.