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Klimaschutz

Klimafuerschung: Zwee-Grad-Zil wier ekonomesch am sënnvollsten

D'Klimakäschte wieren am niddregsten, wann d'Äerderwiermung weltwäit op zwee Grad begrenzt gëtt. Dat ass d'Conclusioun vun enger rezenter Etüd, déi d'Käschte vum Klimaschued mat de Käschte vum Klimaschutz verglach huet. D'Zwee-Grad-Zil vum Paräisser Klimaaccord wier deemno net nëmme politesch, mee och ekonomesch am sënnvollsten, sou den Auteur Anders Levermann vum Potsdam-Institut für Klimafolgefuerschung.

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3 min

Rahel Könen: Wie quantifiziert man Kosten, die der Klimawandel verursacht oder beeinflusst?

Anders Levermann: Der Klimawandel verursacht natürlich eine ganze Reihe von Schäden, die man nicht mit Geld messen kann, die nicht in das Bruttosozialprodukt eingehen oder ähnliche wirtschaftliche Massen haben. Beispielsweise, das Sterben von Menschen, von Tieren, das Verschieben von Ökosystemen usw. Aber es gibt eben auch wirtschaftliche Schäden durch den Klimawandel. Seit vielen, fast Jahrzehnten, berechnen wir die Kosten des Klimaschutzes. Das heißt was kostet es unter zwei, drei, oder vier Grad zu bleiben. Aber die Kosten des Klimawandels waren bisher schwer zu quantifizieren, ganz einfach, weil das häufig an Wetterextremen hängt und wir uns nicht so richtig klar waren, wie stark die Wetterextreme auf die Wirtschaft wirken.

Nun gab es aber vor zwei Jahren einen Artikel in Nature, wo die Kollegen gefunden haben, dass wenn man sich die Vergangenheit anguckt, dann hatten Temperaturschwankungen einen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum und wenn es tatsächlich auf das Wirtschaftswachstum wirkt, der Klimawandel, dann hat er sehr starke Schäden zufolge. Weil diese Schäden sich dann fortpflanzen von Jahr zu Jahr. Nun haben wir diese neuen Abschätzungen, die aus der Vergangenheit aus den Beobachtungen kommen hergenommen, und haben dann die Klimaschäden mit den Klimaschutzkosten verglichen und haben da gefunden, dass bei zwei Grad tatsächlich die Waage zwischen den beiden so ist, dass es die wenigsten Gesamtschäden gibt.

Es gibt ja auch viele Leute, die sprechen von einem 1,5 Grad-Ziel. Ist dies dann weniger erstrebenswert ihren Auswertungen nach?

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum man auch 1,5 Grad anstreben kann, wir sind jetzt schon an ein, zwei Grad gerade. Und wir haben ja eine Trägheit im Klimasystem. Das heißt, selbst wenn wir jetzt aufhören würden CO2 zu emittieren, würde die Temperatur ungefähr da bleiben, wo sie jetzt ist. Wir können aber nicht heute aufhören, sondern wir brauchen eine Zeit in der wir das auf 0 fahren. Wir reden ja von weltweiten CO2 Emissionen. Selbst wenn sie das sehr schnell tun, sind die 1,5 Grad nicht mehr sicher zu erreichen.

Wichtig ist, dass mal folgendes versteht: Für beide Ziele, für 1,5 Grad und für zwei Grad, müssen wir so schnell wie möglich weltweit auf 0 Emissionen. Es ist in keinem dieser beiden Szenarien irgendwie noch Zeit zu verlieren, weil wir müssen wenigstens in 30 Jahren weltweit auf 0 Emissionen sein. Und das ist der Pfad: Für 1,5 Grad und zwei Grad ist das Ziel das Gleiche und die Frage nur, wie viel schneller müssen wir das schaffen. Aber momentan sind wir noch gar nicht auf dem Weg dieses Ziel zu erreichen, und darauf sollten wir uns konzentrieren.

Es stellt sich ja dann auch die Frage, ob das Streben nach wirtschaftlichem Wachstum noch zeitgemäß ist. Wie stehen Sie dazu mit Ihrer Studie?

Unsere Studie, geht jetzt von einer herkömmlichen klassischen Ökonomie aus, das heißt, da ist ein Wachstumsmodell drin. Ich denke, dass die Leute sehr häufig den Gedanken von Wachstum missverstehen. So wie ich das verstehe, und wie es glaub ich auch die richtige Interpretation ist, ist dass das Wachstum das Anreizsystem in der Gesellschaft ist. Dieses Anreizsystem muss nicht mit materieller Zerstörung oder mit CO2-Emissionen einhergehen. Sondern es geht darum, dass das zukünftige Leben besser ist als das derzeitige, dass man danach strebt die Welt besser zu machen.

In diesem Sinne, wie Wachstum von vielen Ökonomen verstanden wird, sind Wachstum und Klimaschutz miteinander vereinbar. Und ebenso, sind auch Wachstum insgesamt mit dem Umweltschutz vereinbar. Das sind keine Wiedersprüche, denn Wachstum bedeutet nicht per se materielle Zerstörung oder materiellen Verbrauch - Momentan bedeutet es das, und das ist etwas, was wir ändern oder zumindest angehen müssen.