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/ Fantastische Frauen

Ausstellung

Fantastische Frauen

"Fantastische Frauen", so lautet der Titel einer Ausstellung, die letzte Woche in der Frankfurter Schirn eröffnet wurde. Die Ausstellung präsentiert bekannte und weniger bekannte Künstlerinnen, die der surrealistischen Bewegung angehörten. Angelika Thomé hat die Ausstellung besucht.

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3 min

Anfang der 1920-er formierte sich in Paris rund um André Breton die surrealistische Bewegung. Die männlichen Protagonisten, wie Max Ernst, Dali, Duchamp oder Man Ray, sind hinlänglich bekannt. Während die Surrealistinnen bis auf wenige Ausnahmen noch heute ein Schattendasein fristen und meist nur als Musen, Modelle oder Gefährtinnen der Künstler in Erscheinung treten.

Zugkräftige Namen

Die Ausstellung "Fantastische Frauen" hat es sich zum Ziel gesetzt, dies zu ändern. Dabei bauen die Ausstellungsmacher auf zugkräftige Namen:

auf Frida Kahlo, die ihren Mann Diego Rivera in Sachen Popularität überflügelt hat, auf Meret Oppenheim, die mit ihrer Pelztasse eins der bekanntesten Objekte zum Surrealismus beisteuerte, und auf Louise Bourgeois, die seit vier Jahrzehnten in der Oberliga mitspielt. Vertreten sind aber auch Frauen, wie Lee Miller, die das Metier gewechselt haben. Nach ihren surrealistischen Anfängen avancierte die Muse von Man Ray zu einer bekannten Kriegsfotografin.

Aber die Berühmtheiten bilden nur einen Bruchteil der insgesamt 34 Künstlerinnen, die in der Schirn mit einem breiten Spektrum an Stilen und Techniken vertreten sind.

Normen werden außer Kraft gesetzt

Was die rund 260 Werke eint, ist die surrealistische Herangehensweise, die Hinwendung zum Unbewussten, zu Traum und Phantasie. Bestehende Normen werden außer Kraft gesetzt, Traditionen in Kunst und Gesellschaft hinterfragt. Dazu gehören u.a. auch die traditionellen Rollenbilder.

Die italienische Malerin Leonor Fini dreht die klassischen Rollen einfach um. Auf ihren in altmeisterlicher Manier gefertigten Gemälden räkeln sich nackte Jünglinge, führen Frauen leichtbekleidete Männer an abgeschiedene Orte oder bewacht eine Sphinx den Schlaf eines Jünglings.

Aus Venus wird Eros, aus Männerfantasien werden Frauenfantasien. Abbildungen, die auch 80 Jahre nach ihrem Entstehen noch verblüffen, und sowohl auf das Rollenverständnis in der Gesellschaft wie in der Malerei verweisen.

Mythen, Tiergestalten und der weibliche Körper

Mischwesen wie Sphingen begegnet man in der Ausstellung übrigens häufig, Mythen und Tiergestalten tauchen vielfach auf, und immer wieder der weibliche Körper.

Die belgische Künstlerin Jane Graverol ist in der Ausstellung u.a. mit "Der Heilige Geist" vertreten. Das Gemälde, das 1968 einen Skandal auslöste, zeigt die Konturen eines Frauenakts, auf dem ein Vogel den Genitalbereich markiert.

Ganz in Weiß posiert die englische Performance-Künstlerin Sheila Legge als "Surrealistisches Phantom des Sex-Appeals", ihr Gesicht ist hinter einer Maske aus Rosen verborgen.

Das Idealbild der Frau, die Reduzierung auf ein Objekt der Begierde und die Suche nach der eigenen Identität wird in zahlreichen Werken thematisiert.

Louise Bourgeois betont die Unterschiede zwischen Frau und Mann, während Claude Cahun für ihre Selbstbildnisse in Hosenrollen schlüpft.

Meret Oppenheim indessen glaubte an die "Androgynität des Geistes". Aus der Kunst, so Oppenheim, spreche immer der ganze Mensch und der sei sowohl männlich wie auch weiblich. Doch sie wusste auch, dass weibliche Künstler es schwerer haben als männliche. Ihr Credo lautete: "Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen."

Die Surrealistinnen haben sich u.a. die Freiheit genommen, ihre Rolle als Frau zu hinterfragen. Ihre Rolle als Kunstschaffende wird nun in der Ausstellung "Fantastische Frauen" erstmals umfassend gewürdigt.