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/ Khatia Buniatishvili

Klassik-Star am Interview

Khatia Buniatishvili

Mat dräi Joer huet d'Khatia Buniatishvili ugefaange Piano ze léieren a mat sechs ass si fir déi éischte Kéier mat engem Orchester opgetrueden. Mëttlerweil ass si op deene gréisste Bühne vun der Welt doheem. SI war fir e Concert mam Philharmoneschen Orchester Lëtzebuerg an der Philharmonie. De Luc Boentges huet dës Geleeënheet genotzt, fir mat der weltbekannter Pianistin ze schwätzen.

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4 min

LB: Khatia Buniatishvili, Sie sind hier in Luxemburg um mit dem Philharmonischen Orchester Luxemburg Franz Liszts zweites Klavierkonzert zu spielen. Doch dies ist nicht das erste Mal, dass Sie in Luxemburg sind. Ich habe etwas recherchiert und eine CD von vor zehn Jahren ausgegraben, die Sie hier aufgenommen haben.

KB: Ja, es war keine kommerzielle CD, das heißt sie war nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt. Aber es stimmt, dass wir hier die Aufnahmen gemacht haben. Wir haben hier also nicht nur einen Tag mit Proben oder Aufnahmen oder einem Konzert verbracht, sondern es waren wirklich mehrere Tage. Also konnte ich in der Stadt spazieren gehen, konnte die Stadt sehen, Leuten begegnen - das ist für uns schon selten. Normalerweise kommen wir an, wir spielen und wir reisen wieder ab. Wir haben nicht viel Zeit, aber es ist gut ein bisschen von der Stadt und dem Leben zu profitieren, wenn man irgendwo ist. Und das war der Fall.

Ich fühle mich sehr gut in Luxemburg, und vor allem erinnert man sich genauer an die Sachen, die man gemacht hat als man noch sehr sehr jung war - ich bin noch nicht alt, aber ich bin weniger jung als ich es damals war - und deshalb sind die Gefühle frischer und auch die Erinnerung, die man aus der Zeit hat ist viel frischer. Daran erinnere ich mich zum Beispiel stärker als an die Emotionen, die mir vielleicht gestern widerfahren sind. Also ja, ich habe schöne Erinnerungen.

Sie sagten gerade Sie würden oft irgendwo ankommen, ein Konzert spielen und dann gleich wieder abreisen. Ist das ist auch bei diesem Konzert in Luxemburg der Fall?

Leider ist das ein bisschen der Fall, aber gleichzeitig ist es auch mein Leben. Normalerweise sehe ich von verschiedenen Städten nicht mehr als den Flughafen, das Hotel und den Konzertsaal. Aber ich werde trotzdem versuchen etwas spazieren zu gehen. Das ist eine Sache die mich fühlen lässt, dass ich nichtsdestotrotz in einer Stadt mit einer gewissen Atmosphäre bin. Und das ist auch wichtig, weil ich eine gewisse Lebendigkeit brauche, Emotionen die etwas neuer sind als das, was ich vorher gefühlt habe. Der Spaziergang, Leute beobachten, der Geruch, die Atmosphäre der Stadt, all das inspiriert mich.

D'Khatia Buniatishvili zesumme mam Gustavo Gimeno an dem OPL am Gasteig zu München

10 Jahre ist es her, dass Sie hier eine Aufnahme produziert haben - Sie haben demnach schon länger eine Verbindung zu Luxemburg. Jetzt sind Sie wieder hier und im Gepäck haben Sie einen Komponisten, der Sie schon seit langem begleitet.

So lange schon, wie ich Pianistin bin, glaube ich. Denn das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte eine Pianistin zu sein, [...] hatte ich mit Liszt. Er hat die Fähigkeit - ich spreche in der Gegenwart, weil er immer noch da ist, er ist immer anwesend, wenn ich seine Stücke spiele - einen komplett in der Musik zu versinken zu lassen, nicht nur mental, es ist auch körperlich, es ist auch emotional. Er hat die Fähigkeit mit seiner Musik die Person komplett zu beherrschen, die diese Musik spielt.

Ich hatte das Gefühl, dass ich der Musik nahe war, dass ich die Kunst liebte, dass ich irgendwo Musikerin bin. Es ist keine Ambition dies zu fühlen, dass man Musikerin ist. Es ist vor allem ein Gefühl. Aber eine Pianistin zu sein, dieses Gefühl, das sehr stark war, war das erste Mal präsent, als ich das erste Mal die Tarantella von Liszt gespielt habe, zum Beispiel.

Sie spielen auf den größten Bühnen dieser Welt, verspüren Sie trotzdem manchmal noch Lampenfieber?

Wenn ich nicht vorbereitet bin, ja (lacht).

Kommt das vor?

Das kann vorkommen, soll heißen, man ist natürlich immer vorbereitet, wenn man ein Konzert spielt, mehr oder weniger. Aber manchmal gibt es Situationen bei denen ich meine Fähigkeit, schnell zu lernen ausnutze. Und dabei begebe ich mich dann auch immer mal wieder in etwas zu sehr gewagte Situationen. Das kann mir passieren. Manchmal aus Freundlichkeit, weil man mich fragt und ich nicht nein sagen will. Ich will der Person helfen die mich gefragt hat, also sage ich zu. Und das ist natürlich eine Ausnutzung meiner Energie und meines Gehirns, mich in eine solche Gefahr zu begeben, sich selbst in ein solches Risiko zu begeben.

Manchmal aber auch einfach nur, weil es vorkommen kann. Es gibt Situationen die man nicht immer vorhersehen kann. Man plant die Konzerte zwei Jahre im Voraus, und man kann nicht immer vorausahnen, was einem auf diesem Weg passiert.

Es gibt also Situationen voller Risiko, es ist also nicht wirklich Angst, es ist etwas chaotisch im Innern eines selbst. Das Leben ist auch in etwa so, weil man nicht weiß, was passieren wird. Das ist das Gleiche. Man begibt sich in eine Situation, bei der man sich mehr auf das Risiko konzentriert, als im täglichen Leben. Und diese Konzentration, dieses Gefühl des Risikos, das kann eine gewisse Angst machen. Aber wenn alles gut läuft, kann das auch ein gewisses Gefühl des Glückes auslösen (lacht). Also ja, das kann vorkommen.

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