Der Marx-Kenner und Weinexperte Jens Baumeister hat hunderte Briefe des Philosophen gelesen und ausgewertet. Wein spielte da - neben der Politik - immer wieder eine Rolle. Seine Familie habe Weingüter besessen, Marx hat über Wein geschrieben, Marx hat unheimlich viel Wein getrunken. "Marx hatte generell ein sehr entspanntes Verhältnis zum Alkohol", so Baumeister.
Daraus lässt sich auch heute noch Kapital schlagen, hoffen viele Winzer. Selbst auf einer Sonderedition der Bischöflichen Weingüter prangt der Karl Marx auf dem Etikett, ein bekennender Atheist wohlgemerkt. Wie die Zeiten sich doch ändern. Nie geändert hat sich Marx Liebe zu Wein. Der war in schlechten Zeiten sogar Medizin, sagt Baumeister. Bei leichten Krankheiten leichte Weine, und je heftiger die Krankheiten wurden desto schwerer wurden auch die Weine. "Erstmal ein Riesling, dann ein Bordeaux, und wenn es ganz böse wurde einen Sherry", so Baumeister.
Kulinarisch mochte es Marx gut bürgerlich und deftig. Das ist aus zahlreichen Briefen überliefert. Und es war Marx egal, ob sich die Familie das wirklich leisten konnte. Briefe überliefern, dass das nicht immer der Fall war. Oft hätte der Bucher vor der Tür gestanden, Geld verlangt und droht, nicht mehr zu liefern.
Aber war der große Sohn der Stadt Trier denn auch ein Schleckermäulchen? Jens Baumeister ist sich da nicht sicher. In den Briefen steht darüber nichts. Das stört aber keinen. Einige Cafés und Konditoreien in Trier bieten trotzdem Schokolade mit dem Konterfrei des Philosophen an. Karl-Marx als zartschmelzende Versuchung sozusagen - in hell, Vollmilch und Zartbitter.